[HBF] PH messen

Hartmut Laube laube at bierwerkstatt.de
So Feb 19 20:31:51 CET 2012


Servus Hubert!

Du bist mal wieder die Wucht und weißt es, und kannst es so erklären, das
ich, und wahrscheinlich viele Andere, die so was nie gelernt haben die Sache
verstehen. Ich messe halt bei 63°C, wo du empfiehlst Sauergut zu geben, und
dosiere dann Sauermalz bzw. Milchsäure. Ich dachte mir auch, man muss bei
der Temperatur messen bei der die Enzyme arbeiten sollen.
Ich hatte heute beim Frühstück dein Buch, wahrscheinlich zum 1000sten mal in
der Hand und bin wieder mal fündig geworden. Je länger ich braue, inzwischen
gute 30 Jahre, desto mehr komme ich drauf, das die Sache doch ganz schön
komplex ist. Früher hat man halt gebraut und sich gefreut wenn das Bier gut
war. Heute freut man sich auch wenn das Bier gelungen ist, möchte aber
wissen warum. Und da gibt's Gott sei Dank "Den Hanghofer" der schreibt,
warum's gut geworden ist. Danke noch mal für deine Mühe mir zu schreiben und
noch einen schönen Restfasching.

Herzlich, Hartmut 

PS.: Wenn ich eine Whirlpoolhopfung mache um ein schönes Hopfenaroma zu
bekommen, dann nimmt, obwohl die Würze nicht mehr kocht die Bitterung auch
noch erheblich zu. Gibt es eine Temperatur nach Kochende, ab der die
Bitterung nicht mehr zum Tragen kommt, nur noch das Aroma? Habe bis jetzt in
der einschlägigen Literatur nichts drüber gefunden.
Du kannst mir sicher einen Tipp geben wie ich das Aroma noch steigern kann
ohne die Bitterung zu erhöhen. Glenn Tinseth rechnet ja bei Kochende keine
Bitterung mehr dazu, stimmt aber nach meinem Geschmack nicht.

Danke noch mal und immer gut Sud, Hartmut


Am 19.02.2012 8:28 Uhr schrieb "Hubert Hanghofer" unter
<hubert at netbeer.org>:

> Hallo Hartmut,
> 
> gute Frage, die mich auch manchmal beschäftigt. Wir können davon
> ausgehen, dass sich Literaturangaben auf den "online-pH" (heiß)
> beziehen, da ja heute in Sudhäusern vorwiegend online gemessen wird.
> Eine Umrechnungstabelle oder Funktion gibt es nicht, die
> Temperaturabhängigket des pH ist stark abhängig vom jeweiligen
> Puffersystem und ändert sich wohl auch während dem Maischen.
> Eindeutige Angaben werden dadurch erschwert, dass die Problematik der
> Temperaturabhängigkeit von den meisten Brauern völlig falsch
> verstanden wird:
> 
> Ich habe mir die MEBAK Vorschrift besorgt. Dort ist bezüglich
> Temperatur lediglich zu lesen, man muss den Temp-Poti auf die
> Meßtemperatur einsellen, soferne man keine Meßkette mit Thermofühler
> und automatischer Kompensation hat.
> 
> Ich habe auch eine Umfrage bei befreundeten Brauern gestartet mit dem
> erschreckenden Ergebnis, das selbst akademische Brauer keine Ahnung
> von pH-Meßtechnik haben. Allgemein besteht die falsche Auffassung,
> dass die automatische Temp.-Kompensation den pH der Meßlösung
> (Maische, Würze, Bier) korrigiert, was völlig falsch ist. Korrigierbar
> ist nur die T-Abhängigkeit der Steilheit der Meßelektrode (die Nernst
> Spannung). Mit einer T-Kompensation kann man also lediglich den pH bei
> höheren oder niedrigeren Temperaturen korrekt messen. Will man präzise
> Messungen +-0,02pH Einheiten machen, muss man sogar die Kalibrierung
> bei der jeweiligen Messtemperatur durchführen. Grund dafür ist die
> Asysmmetriespannung (pH7), deren T-Abhängigkeit im Gegensatz zur
> Elektrodensteilheit keinem Naturgesetz folgt und daher mathematisch
> nicht korrigiert werden kann.
> 
> Zurückkommend auf Deine Frage: Ich würde immer bei Raumtemperatur
> kalibrieren und messen. Es ergeben sich höhere pH Werte und die
> Differenz zum heiß pH sollte einmal bestimmt werden und relativ
> konstant sein.
> 
> Allzeit gut Sud
> 
> Hubert Hanghofer
> 
> 
> Zitat von Hartmut Laube <laube at bierwerkstatt.de>:
> 
>> Servus Miteinander!
>> 
>> Wenn ich meinen PH Wert messen will um ihn zu korrigieren tue ich das bei
>> z.B. 63°C= PH 5,15 oder muss ich meine Würze immer auf 20°C= PH 5,58
>> abkühlen um zu wissen wie ich mit Milchsäure oder Sauermalz korrigieren
>> muss.
>> Gibt es da eine Temperaturkorrekturtabelle?
>> 
>> Herzlich, Hartmut
>> 
>> 
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