AW: [HBF] Reinheitsgebot Rant
Burkhart Schaffrath
Schaffrath at gdv.com
Mit Feb 11 12:20:55 CET 2004
Hallo Horst!
Seufz, jetzt muß ich mich doch auch mal einmischen!
> > Rohfrucht darf man nicht verwenden, oder?
>
>Für UG Bier definitiv nicht. In OG ist anderes Malz (kein Reis, Mais, Dari),
>ausserhalb von Bayern und dem badischen Teil Baden-Württembergs auch
>technisch reiner Rohr-, Rüben- oder Invertzucker sowie Stärkezucker ...
>blabla... erlaubt. "vorläufiges Biergesetz" 1.1.1993
Also Rohfrucht ist GRUNDSÄTZLICH nicht erlaubt. Unvermälztes Getreide gilt
als "Malzersatzstoff" und das ist nicht zulässig. Basta.
Die Gesetzgebung ist da völlig unsinnig. Nach dem vorläufigen Biergesetz
kann zwar auf Antrag ein Bier mit solchen Zusätzen gebraut werden, daß ist
dann aber nach der gültigen Bierverordnung kein "bier" mehr...
Dafür ist z.B. in OG der Einsatz von Süßstoffen zulässig, soviel zur
"Reinheit"....
> > Ob das Reinheitsgebot die Kreativität beschraenkt : ganz sicherlich.
> > Es gibt eine reihe von Zutaten (die auch voellig 'rein' sind), die
> > wirklich lecker in Bier schmecken, aber nicht verwendet werden
> > koennen. Rohfrucht. Rohgetreiden (kein Malz). u.a.
>
>Gerste ist im Vergleich zu anderen Früchten relativ anspruchsvoll.
????
Naja, anspruchsvoller als Roggen....
> Der
>Mälzungsprozess kostet Zeit, Geld, Energie und Wasser. Malz ist also ein
>Luxus, den sich nicht wirklich viele Staaten leisten können /wollen. Warum
>sollten wir diesen Luxus aufgeben für Rohstoffe, die für die Biererzeugung
>nicht optimal sind ?
Hüstel, der Zusatz von Rohfrucht ist nicht zwangsläufig qualitätsmindernd!
>Hefenährpräperate/ Hefeautolysate oder Fremd-Enzyme
>sind die Folge. Ein 100%ges Rohfruchtbier wird nur in Afrika gebraut, und
>das mit jede Menge Extra-Enzymen von novozymes. Auf sowas verzichte ich
>gerne.
Ja, klar, darauf verzichte ich auch gerne. Eine anständige
Deklarationspflicht würde es aber dem Verbraucher überlassen, da die
Entscheidung zu treffen!
> > Da drin steht nichts z.B. von Bio-anbau. Man kann auch kunststoff
> > als klaerungsmittel verwenden. Kunststoff in einem 'reinem' Bier!!!
>
>PVPP kann "vollständig" wieder aus dem Bier herausfiltriert werden (und ist
>zudem regenerierbar).
Ja, nett, oder? Aber wieso ist das nötig? Kann man ohne, denn kein Bier
herstellen? Oder waren die alkoholischen Getreideprodukte der letzten 3.000
Jahre alle Mist?
Wieso muß man der Industrie solche Opfer bringen, wenn man dafür ein
eigentlich eher minderwertiges Produkt erhält?
>Das Reinheitsgebot bewahrt uns dafür auch noch vor anderen Stoffen zur
>Haltbarmachung und Stabilisierung. Tannoide, Tannine, SO2, Antioxidantien,
>thermostabile Enzyme, etc.
Ja klar. Davor könnte uns aber auch eine entsprechende andere
Lebensmittelverordnung bewahren und eine anständige Deklarationspflicht
würde ihr Übriges tun....
Gruß Burkhart
Schloßbrauerei Dillendorf
(Biere die es einmal gab...)