AW: AW: [HBF] Reinheitsgebot Rant

Tobias Kandler walaskjalf at gmx.de
Mit Feb 11 11:57:52 CET 2004


Hallo Alan,

Eigentlich sagt Horst schon alles.

zum Reinheitsgebot: Wer getreu dem bayrischen Reinheitsgebot von 1516 brauen
will, liest im Originaltext: "... Wir wollen auch sonderlichen dass füran
allenthalben in unsern stetten märckthen un auf dem lannde zu kainem pier
merer stückh dan allain GERSTEN, hopfen un wasser genommen un gepraucht
solle werdn..." Daß das vermälzt werden muß, ist klar, daß ausschließlich
vermälzte Gerste zu nehmen ist, ist dem Text nicht zu entnehmen. Die
deutsche Biersteuergesetzgebung hingegen sagt nur Gerstenmalz für
untergäriges, nicht aber der Originaltext des Reinheitsgebotes.

>4.970 Sorten Pils die alle gleich Schmecken ;-)

stimmt ja nicht aber lieber so als Bud light ;-)))

zu dem von Dir verlinkten Artikel: Es gibt sicher genau so viele Argumente
dagegen. Nimm´s mir nicht übel aber ich kann nicht so recht erkennen, warum
Mr. Ron Pattison mir das alles erklären will. Was seine Kenntnis des
DDR-Bieres angeht, erstaunt mich aber schon.
Als Quoten-Ossi in der Liste sag ich Euch mal was zum DDR-Bier: Das meiste
war einfach Scheiße. Radeberger, Wernesgrüner oder Lübzer Export waren wie
eine heimliche Zweitwährung und wurden deshalb ja in den Westen exportiert
aber viele anderen Biere der ach so tollen Getränkekombinate waren Dreck.
Warum ? Pilsner mit 10% Reis und 10% Zucker und minderwertigem Hopfen
schmeckt nunmal nicht, dazu oftmals völlig fertige Anlagen (hier in Freiberg
hat man die Maischpfanne 1974 kleben müssen, weil im 5-Jahrplan des
Kombinates eine neue Maischpfanne erst für 2016 ! vorgesehen war) dazu alle
weiteren Segnungen der Mangelwirtschaft. Das einfache Helle aus dem
Getränkekombinat Karl-Marx-Stadt hieß "Sterbehilfe" oder "Gelber Würger",
war also sicher sehr lecker. Herr Pattison hat keinen Plan unter welchen
Umständen hier früher gearbeitet wurde. Noch heute glaubt hier jeder, daß
aus Mangel an Hopfen das DDR-Bier mit Ochsengalle gebittert wurde. Ein
Vorurteil, daß durch die minderwertige Qualität entstand. Überhaupt kann
diese romantisierte DDR-Glorifizierung nur von völlig Verblödeten oder
PDS-Wählern kommen.

Daß nach der Wende und den veränderten Wirtschaftsverhältnissen und nach
vielen Sanierungen bzw. Neubauten das Bier hier wieder schmeckt und die
Brauereien kleiner sind, stimmt auf alle Fälle.

Kurzum: letzten Endes wollen wir doch alle das gleiche, ob nun mit oder ohne
Reinheitsgebot gutes Bier brauen.

Und ich stimme Dir sogar zu: Man kann auch Zucker als Schüttungsanteil
verwenden; ich denke, es muß aber zum Biertyp passen. Im Pilsner hat´s nix
verloren. Verzichtet man auf das Reinheitsgebot, braucht man andere
Regularien, um Panscherein im Bier auszuschließen. PVPP find ich auch nicht
gut und 20-Tage-Reifung ist auch Pansch, deshalb verlieren diese Biere jeden
Vergleich mit hausgebrautem und ausgereiftem Bier. Horst hat allerdings
Recht, wenn er auf die Bierpanschereien anderer Länder verweist. So etwas
geht hier zum Glück nicht.

Gruß

Tobias