AW: [HBF] Maischen mit Dampf
Georg Giglinger, ZT-Paretta
giglinger at paretta.at
Die Okt 8 10:12:36 CEST 2002
> Tach zusammen,
Hallo!
> ich wollte mal fragen, ob einer von Euch per Wasserdampf maischt. Habe
> neulich im Internet einen interessanten (amerikanischen) Artikel dazu
> gelesen.
>
> Wer nachlesen will:
> http://www.brewingtechniques.com/library/backissues/issue2.4/j
> ones.html
Dazu muß man gleich sagen, daß nicht per Dampf von außen sondern die Maische
beheizt wird.
> Die Idee ist ja richtig gut. Ich bin zwar bisher überzeugter
> Kesselmaischer.
Ja, die Idee ist gut.
> Nervig ist halt die ewige Rührerei während des Aufheizens zwischen den
> Rasten. Und ein Rührwerk in meiner ambulanten 50 l - Brauerei, die ich
> zwischen den Brautagen immer schön platzsparend in meiner
> Wohnung bzw. auf
> der Dachterasse unterbringen muss, war mir bisher zu
> aufwändig. Außer einem
> Quadratzentimeter festgebackener, schwarzer Maische am
> Pfannenboden ist mir
> zwar noch nichts ernstliches bei meiner Methode passiert,
> aber interessant
> und elegant wäre das Aufheizen per Wasserdampf schon. Ich
> träume schon von
> einem neuen 100 l Plastik-Maischbottich mit Dampfheizung.
> Dann könnte ich
> meine beiden (!) 50 l - Edelstahlpfannen zum Sudkochen
> verwenden und meine
> Ausschlagmenge verdoppeln. :-) Der Mensch, der den Artikel
> geschrieben hat,
> verwendet einen modifizierten Schnellkochtopf (LOL, sind
> schon kreativ, die
> Jungs) zur Dampferzeugung. Was kostet denn ein kleiner,
> professioneller
> (elektrisch betriebener) Dampferzeuger. Kriegt man sowas
> irgendwo gebraucht
> her? Hat jemand im Forum Erfahrung mit dieser Methode? Wie
> findet Ihr diese
> Idee?
Das Problem bei dieser Art der Beheizung ist, daß es zwansläufig sehr
langsam gehen muß. Schließlich kann man zu Hause nur sogenannten Naßdampf
(das ist Dampf bei Verdampfungstemperatur) mit wenig mehr als 100 Grad
erzeugen kann. Für Heißdampf (Dampf mit höherer Temperatur als dem
Siedepunkt) oder Naßdampf mit mehr als ca. 1,5 bis 2 bar (= 0,5 bis 1 bar
Überdruck) braucht man einen druckfesten Dampfkessel mit allerlei
Sicherheitseinrichtungen. Damit ist dann auch wirklich nicht zu spaßen, denn
Dampf enthält unheimliche Energiemengen. Die Energie steckt vor allem im
Übergang zwischen Dampf- und Flüssigkeitsphase. Jeder der sich schon mal mit
Dampf verbrannt hat weiß das. Und weil man eben keinen größeren Druckkessel
zu Hause haben kann, kann man die Beheizung nur träge steuern. Schließlich
kann man nicht mehr Energie mittels Dampf der Maische zuführen, als man per
Erhitzung in die Dampferzeugung steckt. Das ist auch der Grund warum
professionelle dampfbeheizte Sud- und Maischpfannen mit Dampf aus
Druckkesseln beheizt werden, die hohe Drücke aushalten. Da kann man nämlich
sozusagen Dampf auf Vorrat produzieren. Wenn man Wasser über 100 Grad in
einem geschlossenen Gefäß erhitzt, dann steigt der Druck. Das ist ja jedem
klar. Wenn das Wasser dann z.B. 200 Grad hat kann man sich eine ganze Menge
Dampf ohne weitere Beheizung rausholen. Einfach indem man den Hahn aufdreht
und damit den Druck absenkt. Dann beginnt das Wasser zu verdampfen, entzieht
dem 200 Grad heißen Wasser Energie, und diese Energie steckt dann im
entnommenen Dampf. Leider braucht man dann aber einen großen Dampfkessel mit
viel Wasserinhalt, weil sonst gleich wieder Schluß ist, und man weiter
nachheizen muß. Ein einfaches Beispiel zum Würzekochen: 100 Liter Würze kann
man mit Dampf aus einem Dampfkessel von 75 auf 100 Grad bringen, indem man
im Dampfkessel 100 Liter Wasser mit 125 Grad hat (ca. 2,5bar). Die
Wärmeverluste mal weggelassen. Wenn man nur 20 Liter Wasser im Dampfkessel
hat, dann muß die Wassertemperatur im Kessel schon 225 Grad betragen. (25
Grad Differenz, Verhältnis 20 Liter Wasser zu 100 Liter Würze, 100 Grad + 5
x 25 Grad = 225 Grad). Und bei 225 Grad Siedetemperatur hat Wasser schon
einen Druck von rund 25 bar! (Hier eine Tabelle:
http://www.peter-junglas.de/fh/vorlesungen/thermodynamik2/html/table4.html)
Die angesprochene Methode ist sicher super, aber man muß Geduld oder einen
riesigen Topf zur Dampferzeugung mit entsprechend hoher Heizleistung haben.
>
> liebe Grüße aus Berlin und
>
> Gut Sud
>
> Gregor
>
lg
Georg