[HBF] Desinfizieren von Buegelflaschen

[Hubert Hanghofer]

Liebe Braugemeinde,
Hallo Manfred,

Am Dienstag, 22. Januar 2002 13:31 schrieb Manfred:
> zum Desinfizieren von Bügelflaschen müßte es doch ausreichen, wenn man
> nach dem Ausschenken des Bieres die Flasche mir heißem Wasser gut
> ausspült und verschließt. Dann muß man die Flaschen beim nächsten Sud
> nicht extra desinfizieren. Hat da schon jemand Erfahrung?

Auch ich bin überzeugt, daß viele Brauer die Prioritäten falsch setzen:
-Gigantisch anmutender Aufwand bei der Flaschenhygiene,
aber grobe Vernachlässigung der Hygiene im Kaltbereich der Würzebereitung 
beim Brauen. Der Brautag ist natürlich vom Ablauf her stressiger und 
komplexer als der "Tag der Ernte", aber wir müssen immer bedenken, daß in 
Würze 1000 mal mehr Keime vermehrungsfähig sind als im Jungbier!

Dennoch würde ich die Flaschenhygiene nicht so radikal vereinfachen, wie Du 
es zur Diskussion stellst! Sehr heißes Wasser kann zwar einen Großteil der 
vegetativen (lebenden) Mikroorganismen töten, viele Sporen (Dauerstadien von 
Mikroorganismen) sind aber an die widrigsten Umstände angepaßt und nur unter 
Autoklav-Bedingungen auszurotten (mind. 20 Minuten bei +2bar Wasserdampf = 
121°C!). Wasser ohne Zusätze hat außerdem nicht die Reinigungskraft, 
organische Rückstände (=Nährboden für Infektionsnester!!!), Beläge etc. 
restlos zu entfernen.

-Der größte Haken aber liegt beim Verschließen der Flaschen, denn dadurch 
bleibt den Sporen die benötigen Feuchtigkeit erhalten, um aktiv zu werden, 
auszutreiben und sich sprunghaft zu vermehren. Ich lege daher großen Wert 
darauf, alle meine Brauutensilien trocken wegzupacken bzw. zu lagern. Ein 
Kollege spült bzw. reinigt seine Flaschen nur mit Wasser, läßt sie am 
Flaschenbaum trocknen und pflückt sie dann direkt vom Baum zum Abfüllen. Er 
hat damit (immer noch) Erfolg, es sei aber ausdrücklich betont, daß er nur 
untergärig braut und die Kühlkette niemals unterbricht (die abgefüllten 
Flaschen lagern also immer unter 8°C). Wer nicht unter natürlichen 
Reinzuchtbedingungen arbeiten kann, ist mit konventioneller Flaschenhygiene 
besser beraten - z.B. mit dem billigen, mitlerweile patentfreien ;-) HUBEX 
Hygienereiniger - s. meine letzte Mail vom 12.12.01!

Die traurigen Erfahrungen aus langjährigen Kontakten zu anderen Brauern 
drängen mich abschließend noch zu einer Bemerkung:



Gute Brauer pflegen gute Hygienekonzepte nicht ohne guten Grund!



Viele rituellen Übungen erscheinen überflüssig und sind es *fallweise* auch! 
Sie dienen dazu, mögliche Kontaminationsnester in Schach zu halten! -Wenn 
eine Brauereiinfektion aufkommt und sich massiv manifestiert, wenn alle 
Ritzen und Fugen von hartnäckigen Keimen besiedelt sind, wenn der 3. Sud in 
Serie in den Gullie läuft, DANN GEBEN DIE MEISTEN AUF!

...und dazu ist unser Hobby einfach zu schön,

allzeit gut Sud!
Hubert