[HBF] Re: Keg-Faesser reinigen
Hubert Hanghofer
hhanghof at netbeer.co.at
Mit Dez 12 23:39:22 CET 2001
Liebe Braugemeinde
Am Montag, 10. Dezember 2001 schrieb Rolf:
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> Die Fässer verschmutzen ja nicht so stark, wenn man sie nach dem
> Leertrinken ungeöffnet unter Druck stehen läßt und erst bei Bedarf wieder
> öffnet und sofort reinigt und befüllt. Ich hatte da noch nie Probleme.
Da stimmen wir mit unseren Erfahrungen 100% überein. Diese Vorgangsweise kann
ich nur jedem, der auf harte Methoden zurückgreifen muß, dringendst
empfohlen! Ich habe seit bald 4 Jahren 7 Kegs (19L, Bauart Cornelius - open
system) im Einsatz und damit mind. 2500L Bier "gefaßt". Geleerte Kegs bleiben
oft bis zu 5 Monate ungeöffnet unter CO2-Restdruck stehen (bei
Kellertemperaturen von je nach Jahreszeit 12-20°C). Bei Bedarf (also
unmittelbar vor dem Abfüllen) lasse ich den Kohlensäuredruck über das CO2-IN
Ventil ab und zerlege den Keg (Ventile abschrauben, CO2- und Steigrohr
rausziehen). -Kein Schimmel, keine schleimigen Essigkulturen!! Die Erklärung
ist ganz einfach: Beide Feindobjekte benötigen (wie übrigens auch viele
andere garstigen Viecher) erhebliche Mengen Sauerstoff, um aufzukommen - ABER
DEN GEWÄHREN WIR IHNEN NICHT!
3-4 bar Wasserleitungsdruck aus einer Gardena Spritzpistole reichen
üblicherweise völlig aus, um alle Hefe- und Bierreste rauszuschwemmen. Nach
langer Lagerung kann es vorkommen, daß der Hefesatz am Rand etwas antrocknet
und durch Bürsten gelockert werden muß, aber bei Einsatz eines
Hochdruckreinigers geht's sicher ohne manuelle Nachhilfe!
Mitunter setzt sich auch am Steigrohr ein Anflug von Bierstein an (milchiger
Belag). Dieser ist aber mit einem Scotchbrite Reibschwamm mechanisch gut zu
entfernen bzw. mit unten angeführtem Hygienereiniger gut unter Kontrolle zu
halten.
Leider kann aber eine Grobreinigung mit Wasser Biofilme (Bakterienbeläge in
Fugen, auf rauhen oder zerkratzten Oberflächen) nicht restlos entfernen.
Daher erfolgt abschließend eine Belaugung mit einem kombinierten
Feinreinigungs- und Desinfektionsmittel. Dafür hat sich bei mir folgende
Formulierung seit Jahren bewährt:
HUBEX (tm) Hygienereiniger (patent pending ;-)
-Auf 4L Wasser:
30 mL Calgonit Gläserreiniger für Gläserspülmaschinen (Gastronomiebedarf,
z.B. METRO)
1/4L Haushalts-Chlorbleichlauge (Hypochloritlösung wie z.B. der
Hygienereiniger DanKlorix-blau, erhältlich in jedem Supermarkt)
Der Gläserreiniger verstärkt die Reinigungswirkung und enthält ein
Komplexierungsmittel (NTA, Nitrilotriacetat), welches Kalkausfällungen
verhindert.
Wer mich kennt, weiß, daß ich normalerweise Iodophore als Desinfektionsmittel
bevorzuge: Iodophore (z.B. BetaIsodona Lösung) haben eine wesentlich stärkere
Desinfektionswirkung. Leider weisen sie aber nur die "oberflächliche"
Reinigungswirkung des Wassers auf. Außerdem werden die geringen Jodmengen
aufgrund ihrer hohen Reaktivität rasch durch Restverschmutzung deaktiviert
(erkennbar an einer Entfärbung der ursprünglich bernsteinfarbenen Lösung).
Daher wende ich Iodophor nur als 2.Stufe an, also als reines
Desinfektionsmittel nach alkalischer oder saurer Feinreinigung! Für die
Reinigung und Desinfektion von Flaschen- und Fässern hat sich aber die
einstufige Belaugung mit HUBEX (ca. 15 Minuten) -nach Grobreinigung mit
Wasser- als völlig ausreichend erwiesen!
Perfektionisten und ÖKO-Freaks können HUBEX mit 3% Wasserstoffperoxid Lösung
nachspülen (ohne Zwischenspülung mit Wasser). Hypochlorit reagiert spontan
mit dem Peroxid unter Freisetzung von "Singulett-Sauerstoff", der selbst den
hartnäckigsten Sporen und Keimen den Garaus macht! Peroxid zerfällt dabei zu
Wasser und Hypochlorit zu Chlorid - unschädliche Komponenten für jede auch
noch so kleine Kläranlage!
HINWEIS: Edelstahl ist nicht besonders beständig gegen Chlor bzw. Chlorid
(>100 mg/L), daher chlorhältige Reiniger nicht länger als nötig (20 Minuten)
einwirken lassen.
Ich hoffe, das hilft ein wenig...
(...ich weiß - leider wieder zu lang geworden! -Aber wohlüberlegte
Hygienekonzepte sind meiner Erfahrung nach nicht nur der Tupfen auf dem
(B)I(er), sondern *ganz auschlaggebend* für die Bierqualität).
Allzeit gut Sud!
Hubert Hanghofer
--
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