[HBF] Brauereihefe
Hubert Hanghofer
hhanghof at netbeer.co.at
Fre Sep 22 22:13:29 CEST 2000
Liebe Braugemeinde!
On 21 Sep 2000, at 12:46, Dirk Wagner wrote:
> habe eben Hefe in der Brauerei geholt. Die Hefe ist jedoch nicht so
> dickbreiig wie sonst. Nun habe ich bedenken, daß die Hefe nicht reicht.
> Ich habe ca. 350 ml für 50 Liter Bier.
> Ist das o.k.?
Wenn Du die Hefe im Kühlschrank lagerst, wieviel Hefesediment bekommst Du
dann? Wenn es eine ganz frische Hefe ist und Du gut belüftest, müßten
100mL Sediment sicher ausreichen.
FAUSTREGEL:
1L dickbreiiger, FRISCHER Hefe / hL untergärig
0,5L / hL obergärig
PROBLEM:
Maßgebend ist ausschließlich die Menge an vitalen, lebensfähigen
Hefezellen. Wenn ich eine Starterkultur optimal herführe, kann ich davon
ausgehen, daß die Hefevitalität >93%, wahrscheinlich sogar >97% beträgt!
Warum? Man darf annehmen, daß eine Hefezelle 4-5 Teilungen durchsteht,
also nach 4-5 Verdopplungen (Generationen) stirbt die 1. Generation. So
strebt unabhängig vom Anteil toter Hefezellen im Ausgangsmaterial der
Quotient LEBENDIG / (TOT+LEBENDIG) der 0,97 Marke zu (wer rechnet nach?)
Die Vitalität einer lagernden Anstellhefe ist aber stets abnehmend! Wenn
unsere kleinen Freundchen die Zellreserven aufgezehrt haben, kann es sogar
sehr rapide abwärts gehen. - Was sogar dazu führen kann, daß trotz
ausreichender Sedimentmenge das Einsetzen der Gärung ausbleibt! Ein Freund
hat diese Erfahrung schon machen müssen. Glücklich kann sich schätzen, wer
vom Kellermeister frische Hefe aus dem Tank oder Bottich erhält. Wenn das
aber etwa so abläuft: "...wir haben da noch Hefeproben von Übervorgestern
im Labor, nimmst ein wenig mehr, dann geht's schon noch..." FINGER WEG
DAVON!
LÖSUNG:
Ich habe mir da aus antiquarischen Brauerbüchern einen Trick abgeschaut.
Die besseren Altmeister haben stets ihr Ober- oder Unterzeug (so wurde
damals die Hefe bezeichnet) mit Vorderwürze hergeführt und
rekonditioniert. So konnten Sie halbwegs sicherstellen, daß die Hefe beim
Anstellen bereits aktiv war und im Wettstreit mit bierschädlichen Keimen
die Oberhand gewann.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich würde also empfehlen, Vorderwürze etwa 1:1
mit Wasser zu verdünnen, abzukochen, zu kühlen und dann die Hefe damit
aufzupäppeln. Tja ...und für seltenen den Fall, daß sich bis zum Anstellen
absolut nichts tut, sollte man immer eine Portion Trockenhefe auf Lager
halten.
Allzeit gut Sud!
Hubert