AW: [HBF] CO2 umfüllen (Physik pur)
jpb at mail.isis.de
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Fre Okt 17 09:16:57 CEST 2003
Servus auch von mir,
Georg hat recht. Flüssige Gase sind Gefahrstoffe!
Wie gesagt Co2 ist nicht giftig, hat aber dennoch
eine physiologische Wirkung!
Der normale Co2 Anteil in der Atemluft liegt bei
unter 1%, aber im Blutkreislauf regelt das
gebundene Co2 den Atemanreiz. In jedem
Sicherheitsdatenblatt findet man entsprechenden
Warnungen.
Hohe Atemluftkonzentrationen (45% und mehr)
wirken erstickend!
Auch niedrige Konzentrationen (7 - 12 %) werden
bereits gefährlich - manche Menschen bekommen
einfach nur Kopfschmerzen, und leichte Atemnot
bzw. eine Tachypnoe (schnellere Atmung). Die
erhöhte CO2 Konzentration in der Atemluft wird
natürlich auch über die Lunge in den
Blutkreislauf transportiert (höherer
Gaspartialdruck -> höhere Osmolarität). Als
Resultat verschiebt sich der Blut pH Wert in den
sauren Bereich und es kommt zu einer Azidose und
bei längerer Exposition zu
Elektrolytverschiebungen im Körper.
Kreislaufzusammenbrüche sind möglich. Typische
Symptome sind Müdigkeit bis hin zu
Bewusstlosigkeit und Bewegungsunfähigkeit.
Und "gebastelte" Umfüllstücke sind in keinster
Weise für die Drücke und Temperaturbelastungen
getestet (und sehr wahrscheinlich auch nicht
geeignet) die bei solchen Aktionen auftreten.
Wenn euch so ein Teil ab- oder auseinanderreißt
und ihr im Umkreis steht besteht höchste
Lebensgefahr! 1. Fliegen da Partikel mit hoher
Geschwindigkeit herum, 2. bekommt man das Flüssig
Gas ab kann man sich vom getroffenen
Körperteil "verabschieden" - die sind dann
erfroren! 3. die Gaskonzentration ist in dem
Bereich so hoch das die Gefahr des Erstickens
besteht!
Ich habe in der Vergangenheit schon mal intensiv
auf die Gefahren durch CO2 hingewiesen. Ich
selber bin seit einigen Jahren ehrenamtlich im
Rettungsdienst tätig und habe nicht nur einen
Fall von "kneipen Keller Unfällen" gesehen. Meine
Lebensgefährtin ist Notärztin und hatte letzte
Woche erst wieder einen Fall in einer Garage wo
jemand seine Reifen und sein Schlauchboot mittels
CO2 aufgepustet hat - ohne Druckminderer! Das
Boot ist zerrissen und er wurde darunter
begraben. Das Co2 am Boden der Garage hätte ihn
fast das Leben gekostet, hätten die Nachbarn
nicht den Knall gehört und die Feuerwehr
alarmiert.
Wenn ihr CO2 umfüllen wollt bitte wenigsten NUR
im Freien, mit jemanden in der Nähe und einem
Umfüllstück das von einem FACHMANN hergestellt
wurde.
Ich persönlich habe lieber mit dem lokalen
Gasversorger gesprochen und bekommen für die eine
oder andere Flasche selbstgebrautes auch schon
mal die eine oder andere Flasche Co2 zu günstigen
Konditionen. Und wenn sie 80 Euro kostet - immer
noch billiger als die eigene Gesundetheit.
Schönen Gruß & bleibt gesund
Jens
Zitiere Georg Giglinger <GG at fk2.at>:
> Hallo alle miteinander!
>
> Was Georg da beschreibt ist sicher richtig.
Hinunterrinnen (flüssig)
> wird das CO2 nicht, aber wenn die kleine
Flasche vorher gekühlt wird hat
> das sicher einen Sinn. In diesem Fall kann sich
das CO2 durch den Druck
> der großen Flasche in der kleinen wieder
verflüssigen. Der Druck bei dem
> ein Gas flüssig wird hängt ja von der
Temperatur ab. Oder umgekehrt: Die
> Siedetemperatur (Übergang flüssig - gasförmig)
hängt vom Druck ab. Das
> wird mir sicher keiner abstreiten, weil wir
alle wissen, dass Wasser am
> Mount Everest bei weniger als 100Grad kocht,
weil dort der Druck
> (Luftdruck=Gegendruck) kleiner ist. Also wird
das CO2 am Ventil der
> großen Flasche verdampfen und in der kalten
kleinen Flasche wieder
> kondensieren. Beim Kondensieren wird Wärme
abgegeben und die kleine
> Flasche erwärmt sich.
>
> Und noch was: Bitte beim Umgang mit flüssigen
Gasen immer besonders
> aufpassen! CO2 ist zwar weder giftig noch
brennbar. Aber wenn die kleine
> Flasche randvoll angefüllt wird (was
wahrscheinlich eh nicht gelingt),
> dann kann es zu einer Explosion kommen, bei der
sogar Metallsplitter
> fliegen! Das ist ja der "Trick" jeder Bombe:
Ein Sprengstoff wird in
> einem stabilen Mantel gezündet, damit sich
unter dem Mantel ein
> möglichst hoher Gegendruck aufbauen kann. Der
Mantel wird genau so
> konstruiert, dass er knapp vor dem maximalen
Druck den der Sprengstoff
> erzeugen kann, an allen Ecken und Enden
aufreißt und die Energie auf
> einen Schlag freigibt. Die vermeintliche
Sicherheit durch die mit viel
> Sicherheitszuschlag dimensionierte Gasflasche,
kann sich also zur großen
> Gefahr umwandeln. Denn je stärker die Flasche,
desto höher der
> Berstdruck und umso schlimmer ist die
Explosion! Ich spreche hier von
> bis zu 2000bar. Soviel wird die Flasche
aushalten, aber wenn sie dann
> platzt, dann will ich nicht in der Nähe sein.
(Ich weiß dass der
> Prüfdruck nicht bei 2000bar liegt, aber so viel
hält sie aus. Ein
> Wasserleitungsrohr, welches für 10bar gebaut
wird platzt auch erst bei
> ca. 160 bis 200bar.) Und noch etwas, das für
das Verständnis wichtig
> ist: Gasdruck ist deshalb so gefährlich, weil
er nicht sofort nach dem
> Platzen der Flasche abnimmt. Es ist ja wie eine
schwache Feder die aber
> ganz extrem lang ist und bis zum Letzten
gespannt wird. Bei
> Flüssigkeiten ist der Unterschied, dass der
Druck sofort nach dem
> Platzen weg ist, weil Wasser einer extrem
starken Feder entspricht, die
> schon bei geringem Anspannen einen hohen
Gegendruck erzeugt. Wenn aber
> ein paar Tropfen entweichen können, dann ist
der Druck weg.
>
> Für den Umgang mit technischen Gasen sind im
Gewerbe gewissen Schulungen
> und Überwachungen gesetzlich vorgeschrieben,
weil es einfach gefährlich
> ist.
> Das war mir ein Anliegen, weil man eine Gefahr
nur erkennen kann, wenn
> man sie auch versteht.
>
> Also bitte aufpassen!!!!!!
>
>
> Lg, Georg Giglinger
>
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Georg Sickinger [mailto:sickinger at web.de]
> Gesendet: Mittwoch, 15. Oktober 2003 17:28
> An: Hausbrauerforum
> Betreff: Re: [HBF] CO2 umfüllen (Physik pur)
>
> Hallo Alex :o),
>
> >> Da man aber auf diese Art die Flasche
randvoll machen kann
>
> >Das halte ich für ausgeschlossen, die kleine
Flasche hat ja nach
> >vollständigem Entleeren mindestens
Atmosphärendruck (gut, nach dem
> >"Einfrieren" etwas weniger) und auch im
Umfüllstück herrscht kein
> >Vakuum. Daß man in eine 0,5-kg-Flasche so
wirklich ein halbes Kilo CO2
> >reinbekommt, glaube ich nicht, auch wenn es
mir gut gefallen würde, da
> >ich da potentieller Kunde bin.
>
> Also das mit dem Umfüllen stellt sich (genau
betrachtet) nicht so
> einfach dar, wie man meinen könnte:
> Am Anfang wird nur gasförmiges CO2 in die
kleine Flasche gedrückt.
> Dadurch entsteht am Ventil ein Druckabfall, was
dazu führt, dass alles
> (keine Flasche samt Inhalt) abkühlt. Durch das
Abkühlen wiederum sinkt
> der Gasdruck (kaltes Wasser verdampft auch
nicht so schnell wie heißes)
> und das Gas wird flüssig (der Druck der sich
einstellt ist ja der, des
> warmen CO2 in der großen Flasche). Mit der Zeit
wird aber die
> Druckdifferenz kleiner und damit auch die
Temperaturdifferenz, was nicht
> mehr soviel Gas nachströhmen läßt etc (das geht
im Kreis). Am Schluss
> hat man mindestens die Gasmenge, die vorher
drin war wieder da, nur ist
> sie komprimierter, weil sich der Druck von 1atm
auf gut 25atm oder mehr
> erhöht hat.
> Friert man jetzt die kleine Flasche ein, so
gibt man ihr einen
> "Temperaturvorsprung" von gut 30°C, weswegen
sie sich leichter füllen
> läßt. Damit hat das Einfrieren viel mehr einen
Einfluss auf den
> entscheidenden Gasdruck als auf die Ausdehnung.
> Ist ja eigentlich nicht mehr als eine
Lindemaschiene, die allerdings nur
> einen Zyklus ausführt.
>
> Vielleicht kann ja mal jemand den Versuch
machen; nachwiegen würde ich
> aber auf jeden Fall, kostet ja nichts.
>
> Tut mir leid, dass das jetzt so theoretisch
geworden ist, aber anders
> kann man es nicht erklären!
> CU
> Georg
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