[HBF] gegendruckabfueller
Gregor Zellmann
gregor at blinx.de
Don Jul 11 12:02:42 CEST 2002
Hallo Bary,
Hallo Gemeinde,
Ich habe einen Gegendruckabfüller von einem Freund (Counterphil), den ich ab
und zu mal benutzen darf. Das Design von dem Ding ist Spitze. Man braucht
keine drei Hände, wie bei vielen selbergebauten Modellen. Und es
funktioniert wirklich fantastisch (perfekte Karbonisierung, keine
Schaumentwicklung, flottes Arbeiten)
Aber:
Das Abfüllen per Gegendruckfüller eignet sich IMHO aber nur, wenn das aus
dem Keg abgefüllte Bier relativ zügig (1-2 Wochen, bei kühler Lagerung)
getrunken wird. Sonst treten Oxidationseffekte auf, die die Bierqualität
deutlich mindern! Trotz "Spülens" mit CO2 per Gegendruckfüller (um den
Sauerstoff aus der abzufüllenden Flasche auszutreiben) kriegt man scheinbar
nicht alles O2 raus. Nach dem Befüllen und vor dem Verschließen der Flasche
kommt das Bier zusätzlich wieder kurz in Kontakt mit Sauerstoff aus der
Luft.
Ein äußerst erfahrener Beer Judge der AHA (American Homebrewing Association)
hat kürzlich im HBD (Homebrew Digest) von einem großen Contest im Amiland
berichtet, bei dem *alle* per Gegendruckfüller abgefüllten, und für einige
Wochen oder Monate in den Flaschen gelagerten Biere einen mehr oder minder
ausgeprägten Oxidations-Fehlgeschmack entwickelt hatten, während dieser bei
eingereichten und beurteilten Bieren, die per Flaschengärung karbonisiert
wurden, fast nie auftauchte (wenn doch, dann wurde die Würze oder Maische an
anderer Stelle während des Brauvorgangs oder der Gärung "misshandelt"). Der
Grund hierfür dürfte die Anwesenheit von Hefezellen UND vergärbarem Zucker
sein. Wie wir wissen, metabolisiert die Bierhefe dann den Sauerstoff wärend
der Flaschengärung nämlich innerhalb kürzester Zeit, sodass dieser keine
Zeit hat Unheil anzurichten. Beim Gebrauch eines Gegendruckfüllers sind
sicher auch noch einige Hefezellen im abgefüllten Bier, aber wenn kein
Zucker vorhanden ist, hat die Hefe nichts zu "fressen", bleibt also im
"Schlafzustand" und kann daher auch nichts mit dem Sauerstoff anfangen.
Dies deckt sich 100 %ig mit meinen eigenen Erfahrungen. Mein per
Gegendruckfüller abgefülltes Scotch Ale hat sich innerhalb von 6 Wochen sehr
zum Schlechten entwickelt, obwohl es, aufgrund seiner recht extremen
Stammwürze (und damit verbunden hohem Alkoholanteil), eigentlich
prädestiniert zum Lagern war. Andere Biere mit ähnlich hoher Stammwürze, per
Flaschengärung karbonisiert, haben sich über Monate hin geschmacklich
verbessert, bevor sie den Höhepunkt erreichten und dann natürlich auch
wieder abbauten.
Trotzdem finde ich den Gegendruckfüller ideal, wenn ich Freunden oder der
Familie Selbstgebrautes mitbringen will und keine Lust habe, Kegs samt
Zapfanlage mitzuschleppen. Flaschengärung mache ich nur bei Bieren, für die
sich der Aufwand auch lohnt und die so stark sind, dass ein Keg über Monate
nicht leer würde. Schließlich hat man nicht jeden Tag Lust, ein 9
prozentiges (alc.) Tripel o.ä. zu trinken. Da bin ich nach zwei 0,3 l
Gläsern schon fröhlich am Lallen ;-)
Gut Sud
Gregor