[HBF] Karbonisierung von Bier in Kegs / Zapfanlagen /Gegendruckfu:ller

Gregor Zellmann gregor at blinx.de
Son Feb 17 11:39:15 CET 2002


 Liebe Braukollegin (in diesem Forum scheint Gabriela die einzige zu sein),
 liebe Brauerkollegen,

Ich nehme mal an, daß viele von Euch, wie ich auch,  Edelstahlkegs (Coca
Cola oder die regulären 50 Liter Bierkegs) zur Lagerung bzw. Ausschank
verwenden. Ich bin sehr zufrieden mit meinen Coca-Cola-Kegs, einem
umgebauten Unterbau-Kühlschrank in den jetzt 2 Kegs für den Ausschank
reinpassen, CO2-Flasche, Druckminderer, Schläuchen, Zapfhahn.

In Huberts Mail zur Flaschenkarbonisierung schreibt er über seine
Zapfanlage, daß er Kegs bis zu einem Zapfdruck von 2,5 bar und
entsprechender hoher Karbonisierung (Weißbier) des eigentlichen Biers gerade
noch relativ gut, also ohne daß nur Schaum aus dem Hahn kommt, zapfen kann.

Ich bin von diesem Wert leider Längen entfernt: Ab 1,4 bar (bei einer
Biertemperatur von 4° C) gibt's mehr Schaum als Bier im Glas und das Zapfen
eines Glases dauert 10 Minuten. Das bedeutet, daß meine Biere eigentlich
unterkarbonisiert serviert werden, was bei englischen Ales ja auch durchaus
stilgerecht sein mag, aber bei einem untergärigen Pilsner oder Export und
natürlich auch bei einem Weißbier ist das schon sehr wenig.

Wie kommt es, daß sich verschiedene Zapfanlagen so unterschiedlich
verhalten? Was sind die Parameter, an denen man drehen kann, um höhere
Karbonisierung des Fassbiers ohne exzessive Schaumentwicklung im Glas zu
erreichen? Was mache ich falsch?

Mir fallen eigentlich nur 3 Parameter ein, die Einfluß darauf haben:

- der Druck, den ich am Druckminderer der CO2-Flasche einstelle
- die Biertemperatur
- Länge und Durchmesser des Schlauchs zwischen Keg und Bierhahn.
(- und eventuell der Höhenunterschied zwischen dem Flüssigkeitsstand im Fass
und dem Zapfhahn)

An Druck und Temperatur will man ja eigentlich nichts ändern: Für eine
bestimmte, typengerechte  Karbonisierung braucht man nun mal einen
bestimmten Druck. Beim Zapfen kann man den Druck auch nicht dauerhaft
niedriger setzen, da sonst die im Bier gelöste Kohlensäure ausperlt und das
Bier schal wird, da der Druck im Keg wie auch sonst immer ein Gleichgewicht
sucht: Entspricht also die im Bier gelöste Kohlensäure z.B. einem Druck von
2 bar und der applizierte Druck vom Druckminderer der CO2-Flasche beträgt
nur 1 bar, wird solange gelöste Kohlensäure aus dem Bier ausperlen, bis ein
Gleichgewicht von 1,5 bar [(2 bar + 1 bar)/2 =1,5 bar] erreicht wird.
Ich habe in amerikanischen HB-Foren gelesen, daß Durchmesser und Länge des
Bierschlauchs eigentlich die einzigen Faktoren sind, die man ändern kann,
ohne Karbonisierung zu verlieren.

Mein Zapfhahn ist übrigens ein Kompensator Modell, bei dem man durch das
nach vorne Kippen des Hebels zapft. Der regelbare Kompensator steuert die
Durchflußgeschwindigkeit des Biers bzw. in meinem Fall des Schaums ;-)

Mein Schlauch aus recht hartem, nicht ganz durchsichtigem Plastik (von
Novanorm) ist ca 1,5 Meter lang und hat den Standard-Durchmesser von 7 mm
(innen? soweit ich weiß). Wie lange sind denn Eure Schläuche? Wie hoch könnt
Ihr den mit Euren Systemen karbonisieren/zapfen? Ein Profibrauer hat mir
neulich erzählt, er würde sein Pils zuhause mit einem Fassdruck von 1,7 bar
zapfen/karbonisieren. Sein Schlauch sei nur 50 cm lang. Wieso klappt das bei
ihm und nicht bei mir? Mir ist das immer noch rätselhaft.

Ich wäre Euch sehr dankbar für Tips! Mein System funktioniert zwar, aber
halt nicht ganz optimal.

Obwohl ich Flaschenreinigen im großen Stil (100 Flaschen für 50 Liter Bier)
wegen des hohen Zeitaufwands hasse und ich daher die meisten meiner Biere
nur in Kegs abfülle, will ich doch gerne ab und zu mal Familienmitglieder
und Freunde mit Flaschenbier beglücken. Das geeignete Werkzeug dafür ist
wohl ein Gegendruckfüller, mit dem ich Flaschen direkt aus dem Keg abfüllen
kann. Perfekt karbonisiertes Bier (sic ;-) ) ohne Druckverlust und die
Gefahr bierschädlichen Sauerstoff ins fertige Getränk einzubringen. Wie sind
Eure Erfahrungen mit Gegendruckfüllern? Habt Ihr Eure selbergebaut oder
verwendet ihr z.B. den Phil's Counterpressure Philler (von Listermann)?.
Letzteren habe ich gerade für einen Bekannten bei Brouwland bestellt. Der
soll ja angeblich super funktionieren, laut Aussage amerikanischer
Hobbybrauer.Wie sind Eure Erfahrungen mit solchen Geräten? Lohnt sich der
Eigenbau? Ist das Abfüllen damit mit einer Sauerei verbunden?

Fragen über Fragen ;-)

Gut Sud allerseits

Gregor