[HBF] Bierbrauen im Unterricht
Georg Giglinger
Georg.Giglinger at chello.at
Die Okt 3 17:35:52 CEST 2000
> Hallo,
>
> ist hier irgend ein/e Lehrer/in, der/die schon mal im Unterricht Bier
> gebraut hat? Welche und wieviel Zutaten benötige ich denn für ca. 5 bis
> 10 Liter Bier? Bin dankbar um jede Info.
Ich bin kein Lehrer, aber schreibe trozdem was ich mir hierzu denke:
Der Aufwand um Bier aus Hopfen und Malz zu brauen ist für den
Unterricht sicher zu groß.
Anscheinend hast Du Dich noch nicht informiert, wie man braut.
Deshalb ein kurzer Überblick über die Braukunst:
Zutaten:
Malz (das ist gekeimtes Getreide, das geröstet/getrocknet wurde):
Gibt es als Weizen- oder Gerstenmalz. Jeweils in verschiedenen
"Röststufen"
Hopfen: Verschiedene Sorten, die sich vor allem durch die Menge an
Stoffen die den bitteren Geschmack und das Hopfenaroma ergeben,
unterscheiden.
Wasser: Sollte nicht zu hart sein. Man kann meist sagen: Je
weicher, desto besser.
Hefe: Bierhefe in ausreichender Menge, sonst muß man sie selbst
vermehren. Und dafür verwendet man am Besten einen
Erlenmeyerkolben. Ein Marmeladeglas geht aber auch.
Hilfsmittel: Desinfektionsmittel, Trockenmalzextrakt, Jodtinktur zur
Stärkeprobe, Aräometer mit passendem Kolben zur
Gradbestimmung (Stammwürze), diverses Schlauchzeugs, sowie
Teller, Alufolie und sonstiger Haushaltskrimskrams
Mindestausstattung zum Brauen:
Drei Kochtöpfe in der Größe der gewünschten Biermenge. Einer der
drei Töpfe kann ca. 30% kleiner sein. Man kann auch mit zwei
Töpfen arbeiten, benötigt dann aber einen zusätzlichen Behälter
(muß isoliert sein) in dem man maischt. Zwei Stoffwindeln zum
Filtern. Einen langen Kochlöffel. Eine Schrotmühle, sonst muß man
geschrotetes Mazl kaufen, und das ist teurer und weniger haltbar.
Ein Einkochthermometer. Einen Eintauchkühler (Spiralrohr mit
Schlauchanschluß). Ein Faß zum Gären. Das Faß sollte ca. 50%
größer als die Biermenge sein. Statt dem Faß kann auch ein
beliebiger, lebensmittelechter Kunststoffbehälter dienen.
Eine Möglichkeit zum Abfüllen in Flaschen. Entwender der
Gärbehälter hat einen Hahn, an den ein Schlauch angeschlossen
werden kann, oder man hat einen anderen Behälter mit
Zapfmöglichkeit zum Flaschenfüllen.
Der Brauvorgang in Stichworten:
Malz schroten - Wasser im Topf auf best. Temp. aufwärmen - Malz
dazugeben (=einmaischen) - Rastzeit einhalten - aufheizen auf best.
Temp. - Rastzeit - aufheizen - Rastzeit (2 - 4 verschiedene
Temperaturen mit zugehörigen Rasten sind je nach Rezept
erforderlich) - durch eine aufgespannte Windel in einen zweiten Topf
den flüssigen vom festen Teil der Maische trennen - mit heißem
Wasser aus dem festen Rückstand den restlichen Zucker
auswaschen (=Ausbeute erhöhen) - Windel mit Maischerückstand
(=die Trebern) wegnehmen - Topfinhalt (=Würze) kochen - Hopfen
dazu und eine bestimmte Kochzeit einhalten - Flamme aus - warten
bis die Trübstoffe auf den Boden sinken - mit einem Schlauch die
heiße Würze in den Gärbehälter abhebern (dabei die Trübstoffe im
Kochtopf lassen) oder durch eine Windel filtern - mit der Kühlspirale
kühlen - Hefe dazugeben und belüften - gären lassen (mehrere Tage) -
abfüllen in Flaschen und eventuell Zucker (es geht auch anders) in
richtiger Menge in die Flaschen füllen - Endvergärung in der Flasche
abwarten - Bier reifen lassen (1 bis 4 Wochen, je nach Sorte) -
eventuell einige Zeit kalt lagern - TRINKEN! (ganz wichtig!)
Das soll keine Anleitung gewesen sein, sondern nur ein Überblick für
jemanden der gar keine Vorstellung hat, was da abläuft. Ist ganz
schön kompliziert, oder?
Dazu kommt noch: Bei einem solch vielstufigen Vorgang können
Fehler passieren. Wenn man aber nix von der Theorie des Brauens
versteht (Chemie, Biologie und ein wenig Physik), dann kann man
aus den Mängeln des Endprodukts keine Rückschlüsse ziehen. Das
ist fast wie in der Medizin: Der Patient ist krank, aber keiner weiß
warum ;-))
Ich würde vorschlagen Wein zu bereiten. Der Aufwand ist viel
geringer und das Ergebnis macht auch besoffen. Hicks! Tschuldigung.
Scherz beiseite. Trotzdem freut sich die Braugemeinde über jedes
neue Mitglied, und wenn man nicht weiter weiß, dann gibt es eine
ganze Menge Leute, die gerne helfen. Das Internet machts möglich.
Also bitte nicht abschrecken lassen. Aber auch nicht glauben, daß
man das so nebenbei machen kann. Es ist eben schon ein etwas
intensiveres Hobby. Mach aber Spaß und hat auch einen echten
Nutzwert. ;-)