AW: [HBF] Oxidation beim Abfuellen?

Gregor Zellmann, BLINX GmbH zellmann at blinx.de
Mit Sep 20 14:25:13 CEST 2000


Liebe Braugemeinde,
hallo Hubert,

mein Flaschenabfüllprocedere sieht wie folgt aus:

1. ich mische die für die Flaschengärung nötige Zuckermenge (bisher habe ich
noch nie grün geschlaucht oder mit Speise gearbeitet) mit etwas Wasser und
koche diese Mischung für ein paar Minuten (um Sterilität zu erreichen).

2.) Ich reinige und desinfiziere meinen extra Abfülleimer gründlich.

3.) ich schütte die auf ca. 20°C abgekühlte Zuckerwassermischung (Während
des Kühlens Deckel drauflassen - Infektionsgefahr!!!) vorsichtig in meinen
Abfülleimer.

4.) Ich schlauche mein Bier vorsichtig in den Abfülleimer und achte darauf
daß dabei nichts plätschert. Also das Schlauchende immer schön unter die
Oberfläche des bereits vorhandenen Zuckerwassers halten. Am Anfang den
Abfülleimer schräg halten, damit  es eben nicht plätschert. Dadurch daß ich
das Bier i n das Zuckerwasser schlauche vermischt sich das Ganze auch gut,
sodaß ich nicht mehr umrühren muß, was ja auch zu Oxidation führen kann.

5.)Ich fülle meine Flaschen mit Hilfe eines Flaschenabfüllrohrs (wie heißen
diese Dinger doch gleich wieder offiziell?). Auf diese Weise entsteht eben
auch kein Plätschern (=Sauerstoff einmischen)

6.) Ich fülle alle meine Flaschen ab und lege die entsprechenden Kronkorken
auf die Öffnung ohne gleich zu verschliessen.
Davon erhoffe ich mir, daß die gierigen und ausgehungerten Hefen sogleich
beginnen den Zucker "fressen" und CO2 produzieren, der verdrängt dann den
Sauerstoff der sich im Luftraum in der Flasche befindet und ersetzt diesen
mit dem fürs Bier unschädlichen CO2.
Erst nach 10-20 min. verschließe ich die Flaschen permanent.
Den Trick mit den nur draufgelegten Kronkorken habe ich auf einer
amerikanischen Homebrewer Seite im Internet gelesen und ursprünglich für
Quatsch befunden. Ich habe es trotzdem probiert und festgestellt, dass
tätsächlich nach einigen Minuten Gas aus den so abgedeckelten Flaschen
entweicht. Man hört ein leises Geräusch wenn der Kronkorken sich bewegt.
Das hat mich letztlich überzeugt. Seitdem mache ich das immer so.

Bisher hatte ich noch nie Schwierigkeiten mit Oxidation. Auch
bierverständige Freunde, darunter ein Profi-Brauer konnten keine
Oxidations-"Aromen" feststellen.

Noch optimaler wäre wohl, wenn man den Abfülleimer mit Hilfe einer
CO2-Druckflasche mit diesem Gas "füllen" würde. Das CO" würde dann wohl
sämtlichen Sauerstoff verdrängen. Dann könnte man etwas entspannter das Bier
in den Eimer schlauchen. Ich habe aber noch nicht den Schritt zum Keg- oder
Minikeg gemacht. Damit scheidet diese Methode erstmal aus.

> Wer sich gerne näher mit Biersensorik beschäftigen möchte, dem kann ich
> nur das Buch "Bierologie" der beiden Bamberger Braumeister Johannes
> Schulters und Martin Knab sehr empfehlen!

Danke für den Tip, Hubert. Als Exil-Bamberger habe ich mir das Buch
natürlich sofort bestellt. :-))
In Oberfranken ist sowieso das Bierparadies, schon der unglaublichen
Vielfalt wegen. Damit will ich natürlich nicht sagen, daß anderswo nicht
auch leckere Biere gebraut werden...

Gut Sud

Gregor