Hausbrauer Forum, 08.03.99 INHALT DIESER AUSGABE: Wolfgang.Karin.Braun at t-online.de (Wolfgang Braun) Kirschen-Hefeweizen Thomas Krivec Spontanes Wildwerden ;) "Niels-Arne Kuenzler" RE: Hausbrauer Forum, hbf990304 Alexander Fuhrmann Re: Gegenstrohm Wuerzekuhler jschumacher at wbox.de Rezpet für ROGGEN-BIER gesucht !? martin.goebel at jrc.it Physik des Whirlpooleffekts ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ HINWEISE, WEITERE INFORMATIONEN: http://www.netbeer.co.at/beer/forum/ ZURÜCKLIEGENDE AUSGABEN: http://members.aol.com/rtrollfn/ MODERATOR VOM DIENST: Ing. Hubert Hanghofer ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Date: Thu, 4 Mar 1999 20:20:50 +0100 From: Wolfgang.Karin.Braun at t-online.de (Wolfgang Braun) Subject: Kirschen-Hefeweizen Vielen Dank, Alan, für das ausführliche Rezept ! hast Du auch Erfahrungen mit frischen Kirschen ? Ich wohne in einer Gegend (bei Heidelberg) wo es jede Menge Kirschbäume gibt. Daß die Stengel entfernt werden müssen ist klar, aber müssen auch die Steine raus ? Wenn Du die Kirschen zur Nachgärung gibst, wie reagiert das Ganze und wird der Alkoholgehalt durch die vergorenen Kirschen höher als normal ? Ich habe bisher mit Speise gearbeitet. Wenn ich nach Deinem Rezept vorgehe, kann ich diese wie bisher in gleichem Umfang vor dem Abfüllen zugeben ? Vielen Dank für Deine Tips Wolfgang -- End -- Date: Fri, 5 Mar 1999 08:38:05 +0100 (MET) From: Thomas Krivec Subject: Spontanes Wildwerden ;) Hallo Forum, vor einiger Zeit hab ich mal die Anfrage gestellt, was man so tun kann, wenn das Bier beim Oeffnen aus der Flasche springt, und einem somit die Moeglichkeit nimmt es dahin zu bringen wo's hin soll, nämlich erst ins Glas und dann in den Verdauungstrakt. Nun, ich hab noch weitere Recherchen angestellt, und bin dabei auf einen Artikel von Conrad Seidl gestossen, der sich eben mit diesem Phaenomen beschaeftigt. Und diese neugewonnene Weisheit teile ich natuerlich sofort mit dem HBF.;) Kommt es beim Oeffnen einer Bierflasche zum spontanen Entbinden der Kohlensaeure, natuerlich ohne dass das Bier aufgeschuettelt wurde usw., so bezeichnet man das als Gushing-Effekt oder auf Deutsch als spontanes Wildwerden des Bieres. Der Effekt tritt ausschließlich bei alten, dh. lange gelagerten Bieren auf, und schuld dran ist das Wetter. Bei feuchten, unguenstigen Wetterbedingungen koennen bei den Gerstenkoernern waehrend des Wachstums die Spelzen aufplatzen, und in den Rissen nisten sich daraufhin Pilze ein (Fusarium culmorum oder Fusarium graminearumaus). Diese Pilze erzeugen einen Wirkstoff, das sogenannte Vomitoxin, das wiederum in winzigsten Konzentrationen den Malz-Prozess ueberstehen kann und somit ins Bier geht. Das ganze hat eigentlich keinerlei Einfluss auf Geschmack und Qualität des Bieres. Nur wenn die Flaschen eben zu lange lagern fuehrt das alles dazu, dass die Kohlensaeure sich spontan entbindet. Wen der Artikel selbst interessiert: http://derStandard.at/arc/19980131/161.htm Mit besten Gruessen, Tom --------------------------------------------------------------- Tom Krivec krivec at ifa-tulln.ac.at --------------------------------------------------------------- -- End -- Date: Fri, 5 Mar 1999 09:00:44 +0100 From: "Niels-Arne Kuenzler" Subject: RE: Hausbrauer Forum, hbf990304 > > Date: Wed, 03 Mar 1999 10:51:46 +0100 > From: Urban Braemer > Subject: Keg > > Hallo! > > Da ich blutiger aber wissensdurstiger > Selbstbrauneuling bin,hoffe ich > hier Antworten > auf ein paar Fragen zu bekommen: > Wie bekomme ich den Keg von meinem Fass? > Er laesst sich losschrauben,haengt dann aber noch > irgendwo. > Ist es ueberhaupt erforderlich den Keg zum > Reinigen/Befuellen zu > entfernen? > Was bedeutet Spunden? > Wie wird ein Fass korrekt befuellt? > > Vielen Dank im voraus an alle die Muehe machen > einem Anfaenger > weiterzuhelfen!! > > Urban Braemer > 66989 Petersberg > > > Hallo Urban, zunaechst einmal eine kurze Klaerung der Begriffe: Ein Keg ist das gesamte Fass, was Du meinst, ist das Fitting. Bei gesichertem Flachfitting ist das Entfernen mit einfachen Mitteln kaum moeglich. Der innere Teil muss gegen das aussere verdreht werden. Spezialwerkzeug ist teuer. Bei gesichertem Korbfitting ist das Entfernen relativ einfach: einfach eine passende Muenze in das Fitting einlegen, Zapfkopf aufsetzen und soweit wie moeglich oder noetig nach unten druecken (bzw. drehen). Dann kannst Du das geloeste Fitting einfach herausziehen. Dann solltest Du den Sicherungsstift, der seitlich heraussteht entfernen, damit Du die etwas umstaendliche Prozedur beim naechsten mal ersparen kannst. Zum Fuellen solltest Du dir einen Zapfkopf umbauen, und war musst Du das CO2-Rueckschlagventil (am seitlichen Anschluss) entfernen; dann einen Absperrhahn aufschrauben, um beim Abfuellen die Fuellgeschwindigkeit regulieren zu koennen. Gefuellt wird ueber die Steigleitung, also ganz normal ueber den Bier-Anschluss. Spunden: Fass wird verschlussen, damit die Kohlensaeure nicht entweicht, und sich im Bier bindet. Du musst aber unbedingt dafuer sorgen, dass der Druck im Fass nicht zu hoch wird (Explosionsgefahr/zu starke CO2-Bindung). Am einfachsten geht das mit einem Spundapparat (z.B. von Fa. Barby und Kuehner, 96253 Untersiemau). Sind nicht ganz billig, Du kannst aber den gewuenschten Druck exakt einstellen. Versuchs mal mit 0,5-0,6 bar bei 0-1°C, 0,9-1,0 bar bei 6°C. Bei Weizenbier hoeher. Viel Erfolg beim selberbrauen Niels-Arne Kuenzler Dipl. Braumeister Der Oderspeicher Frankfurt/Oder -- End -- Date: Fri, 05 Mar 1999 22:27:52 +0000 From: Alexander Fuhrmann Subject: Re: Gegenstrohm Wuerzekuhler > Ich mochte dabei aber moeglichst kein Kupferrohr benutzen, um die > Reinigung zu erleichtern. Ausserdem bildet sich toxisches kupferoxyd ? > (vert-de-gris auf Franzoesisch)auf die nassen Kupferoberflaechen die > mit Luft in kontakt sind (zwischen zwei gebrauche). > Weiss uebrigens jemand was uber die toxizitaet von Kupferoxyd ? Kupferoxid wird sich wohl nicht so schnell bilden...Höchstens, wenn Du die Fittinge an den Rohrenden Hart-Lötest ( lange und heiss ) Kupferoxid sollte auch nicht das Problem sein, sondern Grünspan.... > Auf die andere Seite braucht Hefe bekanntlich Spuren von Kupfer fuer > seine Entwicklung...Wo liegt der kompromiss ? Ich denke die Hefe wird es verschmerzen, wenn Du keine Kupferleitungen verwendest ! > Edelstahl ist viel schwieriger zu biegen als Kupfer und hat eine > niedrigere waermeleitfaehigkeit. Wenn Du dafür die Rohrlänge etwas erhöhst, gleicht sich das aber wieder aus > Was fuer ein Edelstahlrohr (material ? Durchmesser ? Wandstaerke ? > Rohrlaenge ?) soll ich dazu benutzen ? Ich weiss ja nicht was Du für ein Material bekommen kannst...1.4xxx oder soetwas ( V2A Stahl ) sollte es schon sein. Ich habe beim Biegen recht gute Erfahrungen mit 10 mm iDurchmesser und 1 mm Wandstärke gemacht ( allerdings nicht für die Bierherstellung... ) > Welche Dimensionierung fuer 200 l Wuerze ? Die Dimensionierung ist ( eigentlich ) egal !Entscheident ist die Durchflussgeschwindigkeit. Mit einem 10 m langen Kühler kannst Du Problemlos 10 oder auch 100 L Würze kühlen. Allerdings dauert es bei 100 Litern entsprechend länger... Daher die Deviese: So lang wie möglich Entscheident ist dann nur noch der Geldbeutel und der Aufwand. Ich denke mit 20 m und 10 oder 12 mm Innenurchmesser solltest Du aber gute Erfahrungen machen... Es ist aber auch jeden Fall besser, 2 Kühler mit je 10 m zu bauen, diese dann in Reihe ( also nacheinander ) zu schalten, als einen Kühler mit 20 m. Wenn die Leistung nicht ausreichen sollte, kann man immer noch einen Kühler dranhängen. Theoretisch sollte der paralellbetrieb von zwei 10 m Kühlern auch möglich sein: Die Länge reicht nach vielen Berichten aus, und durch den 2. Kühler verdoppelst Du den Durchsatz Dann viel Spass bein Bauen Gruß Alex -- End -- Date: 07 Mar 99 20:56:17 UT From: jschumacher at wbox.de Subject: = ROGGEN-BIER gesucht !? Hallo Braumeister ! Hat jeman von Euch ein Rezept fuer Roggenbier ? -- End -- Date: 08 Mar 1999 10:38:10 +0100 From: martin.goebel at jrc.it Subject: Physik des Whirlpooleffekts Liebe Hausbrauer, nachdem in den letzten Ausgaben des HBF so unermuedlich und leidenschaftlich ueber den Whirlpooleffekt geschrieben wurde, so wie einige Erklaerungsversuche dieses Phaenomens gemutmasst wurden, halte ich es fuer einen guten Zeitpunkt mich als Physiker (und Hobbybrauer) zu Wort zu melden: Weder Zentripetal-, Zentrifugalkraefte oder Dichteunterschiede zwischen Trub und Wuerze spielen eine Rolle (zumindest in erster Naeherung). Tatsache ist: Die Geschwindigkeit der rotierenden Wuerze nimmt vom Rand her Richtung Zentrum immer staerker (linear) ab. Exakt im Zentrum ist sie sogar gleich Null. Um exakt zu sein: es geht hier um die sogenannte Bahngeschwindigkeit. Die Winkel- geschwindigkeit ist ueberall die gleiche. Setzt man nun ein Teilchen (z.B. Trub) in dieses Stroemungsfeld, so wirkt auf den Teil des Partikels der naeher am Rand ist (aufgrund der groesseren Fliessgeschwindigkeit) eine etwas groessere Kraft als auf den weiter innen liegenden Teil. Dies fuehrt dazu, dass sich das Teilchen Richtung Zentrum bewegt. Eine kleine 'ASCII-Zeichnung' moege dies verdeutlichen: G E F I I I I I x A I I I I x E I I I x S I I x S I x R x A N OOOOO D Die 'I' mit den 'x' am Ende moegen nach unten gerichtete 'Geschwindigkeitsvektoren' darstellen (Stroemungsfeld). Das Partikelchen (OOOOO) wuerde in diesem Fall in Rotation versetzt und nach rechts, also weg von der Gefaesswand, transportiert. Wer Lust hat, kann sich dies in einem kleinen 'Experiment' beim Brauen direkt ansehen: Wasser in den Sudkessel, in Rotation versetzen und am Rand einen Korken reinsetzen ... Fuer den Forscher im Brauer: Probier es mal mit einer runden Kork- scheibe ... Ciao, tanti saluti e cincin !!! Martin -- martin.goebel at jrc.it <<>> -- End -- ~~~~~~~~~~~~