Hausbrauer Forum, 22.02.99 INHALT DIESER AUSGABE: Thomas Krivec Re:Reinheitsgebot Wolfgang.Karin.Braun at t-online.de (Wolfgang Braun) Reinheitsgebot ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ HINWEISE, WEITERE INFORMATIONEN: http://www.netbeer.co.at/beer/forum/ ZURÜCKLIEGENDE AUSGABEN: http://members.aol.com/rtrollfn/ MODERATOR VOM DIENST: Ing. Hubert Hanghofer ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Date: Fri, 19 Feb 1999 08:36:58 +0100 (MET) From: Thomas Krivec Subject: Re:Reinheitsgebot Im HBF 990218 hat Alan gemeint: >Da dies mehrmals aufgetaucht ist, wuerde ich gerne die Thema >diskutieren. > >MMN (meiner Meinung nach) braut man eigenes Bier, (zumindistens zum >Teil) um das daheim selbst zu machen, was man im Laden nicht kaufen >kann. Mit dem Reinheitsgebot kann man z.B. kein Frucht ins Bier tun. >Wenn du ein Kirsche-Hefeweizen nie probiert hast, hast du nie gelebt. >(halbe :-)) Aber ehrlich. >Mit dem Reinheitsgebot brauen die dt.spr. Laendern ohne Frage Biere, >die mit den besten auf der Welt mitgerechnet sein muessen. Aber >solltest du dich daheim wirklich so einschraenken? Ich meine nicht. >Werf mal ein Blickchen nach Belgian, um Biere zu finden, die zwar nicht >nach dem Reinheitsgebot gebraut sind, aber troztdem auch mit den besten >auf der Welt mitgerechnet sein mueseen. Ich glaub hier kann man Alan nur zustimmen. Das Reinheitsgebot hat, meiner Meinung nach, leider im deutschsprachigen Raum zu einer sehr starken Verengung der Bier-Stile gefuehrt. Obwohl natuerlich schon einzusehen ist, dass das Reinheitsgebot als es erlassen wurde durchaus sehr sehr fortschrittlich war. Immerhin wurden ja vorher alle moeglichen schandhaften Zutaten, von Eichenrinde ueber Ochsengalle zu anderen Grausamkeiten ins Bier gegeben. Ausserdem munkelt man ja nach wie vor, dass durchaus der Sinn im Reinheitsgebot steckte die Verwendung von Weizen zur Bierherstellung moeglichst zu unterbinden. Weizen war für Brot etwas wichtiger. Aber schon damals wurde lieber getrunken als gegessen. Heute kann man das Reinheitsgebot von zwei Standpunkten aus sehen. Erstens, und das ist durchaus seine gute und erwuenschte Eigenschaft, wissen wir, dass nichts von dem Dreck, den man heut so oft in unsere Lieblingsfluessigkeit schuettet, in der Flasche steckt die wir grad trinken. Auf der anderen Seite behindert es natuerlich die Kreativität und Abenteuerlust, die in jedem Brauer steckt. Warum nicht ein wenig Ingwer ins Ale, oder wie Alan sagt, ein paar Kirschen zum Weizen. Bier ist eben nicht nur die (zugegeben wunderbare) goldgelbe, prickelnde Halbe mit einer steifen Schaumkrone. Es kann durchaus mehr sein. >Vielleicht soll ich auch mal fragen, ob man daheim auch nach dem >Reinheitsgebot brauen MUSS. Ist es so geregelt? Soweit mir bekannt ist gab es in Oesterreich in den letzten Jahrzehnten keine gesetzliche Regelung, dass kommerzielle Brauereien nach dem Reiheitsgebot brauen muessen. In Deutschland jedoch musste bis vor wenigen Jahren Bier, das in Inland angeboten wurde, nach dem Reinheitsgebot gebraut sein. Die Aenderung dieser Regelung fuehrte zu grossem Aufruhr unter den deutschen Brauereien, da mit Wegfall dieser Beschraenkung der Markt frei wurde für die grossen belgischen und niederländischen Brauereien. Für Hausbrauer kann ich nur sagen: Nehmt das Reiheitsgebot doch nicht so ernst. Immer fuer Experimente offen sein. Und wenns Bier net gut wird, dann wirds eben der Schwiegermutter aufgewartet, wenn sie auf Besuch kommt. ;) Mit besten Gruessen, Tom Krivec -- End -- Date: Sun, 21 Feb 1999 20:46:12 +0100 From: Wolfgang.Karin.Braun at t-online.de (Wolfgang Braun) Subject: Reinheitsgebot Vorweg gesagt : Ich will auch leben und wäre deshalb über ein Rezept für Kirschen-Hefeweizen dankbar ! MMN hat das DRGB(Deutsches Reinheitsgebot) Vor- u. Nachteile: Es hält schlechtes u. mit chemischer Hilfe gepantschtes Bier von unserem Markt fern. Es wäre ein schlechter Tag für uns, wenn auf den Etiketten plötzlich Hinweise wie: Enthält E293,E158,E352, Geschmacksverstärker, Schäumungsmittel usw. stehen würde. Andererseits was spräche dagegen, wenn unser Bier mit natürlichen Mitteln wie Früchten u. Kräutern noch weiter verbessert werden würde ? Nebenbei bemerkt ist das DRGB weitaus löchriger wie uns die Propaganda der Brauindustrie glauben machen will. Es sind durchaus Schönungsmittel erlaubt und außerhalb von Bayern darf für obergärige Biere sogar Zuckercouleur verwendet werden. Und was der arme Hopfen aushalten muß bis aus Ihm Extrakt wird ! Zum Glück gilt das DRGB nur für die gewerblichen Brauereien und nicht für uns Hausbrauer. Ich werde im Mai einen Versuch mit Pine Ale (unter Verwendung von Mai-Trieben von Kiefern) starten und anschließend evtl. Kirsch-Hefeweizen brauen. Prost Wolfgang -- End -- ~~~~~~~~~~~~